Freies Projekt im Bachelorstudiengang Produktdesign/ Keramik- und Glasdesign
M3: Machine – Mass – Mold
Von einer traditionellen Maschine zu einem neuen Formentyp
Massenprodukt und Unikat bilden zwei Pole im Spannungsfeld von Design, Kunst und Handwerk. Was scheidet das „perfekte“ Duplikat vom „unperfekten“ Unikat? Ein Schaffensprozess, an dessen Grenzen ich forsche. „M3“ ist ein solches Prozessprojekt, in dem ich beim Experimentieren mit einer Druckgussmaschine einen neuen Formentyp geschaffen habe: die drehbare Gipsform. In beiden Teilen der Form ist ein Muster eingefräst – die Drehung der Hälften erzeugen unendliche Variationen des Ursprungsmusters. Die Form schafft industriell ein Unikat.
Druckguss-Maschine
Selbstentwickelte Druckgussmaschine für Porzellanexperimente
In kleinen Auflagen heißt Porzellanherstellung gleich Hohlguss. Der ist mit Gipsformen leicht umsetzbar, birgt aber einen entscheidenden Nachteil: Nur die Außenform eines Körpers lässt sich gestalten. Um zusätzlich die Innenform zu definieren, braucht es ein anderes Verfahren: den Vollguss. Die dafür benötigten Druckgussmaschinen finden sich seit Jahrzehnten in der Porzellanindustrie – allerdings nur in der Großproduktion. Denn, wo jede Form mehr als 3.500 € kostet, wird wenig experimentiert!
In Japan habe ich eine andere – kleinserielle – Art des Druckgusses kennengelernt. Sie funktioniert nicht wie in der Industrie mit Kunststoff-, sondern günstigen Gipsformen, ist hoch individualisierbar und arbeitet bereits bei niedrigem Druck. In meiner Bachelor-Arbeit habe ich eine Maschine entwickelt, die dieses kleinserielle Verfahren aufgreift, und an ein experimentierfreudiges Design-Umfeld anpasst. Denn für mich als Grenzgängerin zwischen Design, Kunst und Handwerk ist das Experimentieren zentral: Nur, wenn ich den Schaffensprozess kontrolliere, entstehen neue Ansätze.