Masterkollektion von Gesche von Alemann
Sommersemester 2012

 

„Ich packe meinen Koffer und nehme mit ...“, an dieses Spiel denken viele

mindestens einmal im Jahr, wenn sie ihre Urlaubskoffer packen. Und so beginnt

auch jedes Kapitel meiner schriftlichen Arbeit. Es geht um Bo, der durch die

Weltgeschichte reist. Mal reich mal arm, alt oder jung, erste Klasse oder

Backpacker. Urlaub ist für uns zum natürlichen Bestandteil des Jahres geworden.

Am liebsten weit weg, dorthin, wo noch niemand war. Und noch viel wichtiger ist,

dass man nicht als Tourist auffällt: „Touristen“; das sind immer die anderen!

Am Thema Reise und Tourismus hat mich vor allem der Aspekt der ständig

wachsenden Mobilität interessiert. Alles ist immer schneller und einfacher zu

erreichen. Das führt schließlich dazu, dass man sich nicht mehr selber in der Welt

bewegen muss, um diese zu sehen. Irgendjemand war schon einmal überall. Es

gibt von allen Winkeln der Erde Bilder in Internet, Büchern und Filmen. Alles zu

jedem Zeitpunkt abrufbereit.

So stellt sich auch bei Bo am Ende heraus, dass er seine eigenen vier Wände für

alle die Abenteuer nie verlassen hat. Zitat aus dem letzten Kapitel:

„Ich packe meinen Koffer und nehme mit... Dieses Spiel hat Bo schon als Kind

gehasst! Er hat nie ganz verstanden, was das soll. Mal davon abgesehen, lassen

sich Fernseher, Krokodile oder Omas schlecht in Koffer verpacken...“

Für meine Kollektion habe ich den Koffer wieder ausgepackt. Der Urlaub ist vorbei

und man erwartet freudig die Bewunderung und den Neid der Mitmenschen für

die erlebten Abenteuer. Auch, wenn die Frage: „Und? Wie war´s?“ meist nur mit

einem „Joah, schön“ beantwortet wird, möchte man seinen Urlaub nach Außen

tragen. Im Urlaub konnte man sich ausprobieren, niemand kannte einen. Man

kauft Kleidung und Mitbringsel. Jetzt, zurück im sozialen Umfeld, steckt man im

Zwiespalt: Urlaubsstimmung gegen Alltag.

Mit diesem Zwiespalt habe ich gespielt. Es ist eine Kollektion aus Stoff- und

Formzitaten entstanden. Eine Mischung aus Urlaubs- und Alltagskleidung,

gespickt mit Mitbringseln. Da trifft Jacket auf japanische Kimonohose,

Hawaiihemdstoffe auf klassische Schurwolle. Der Ausschnitt ist ein bisschen zu

tief für den Alltag, die Jacke ein bisschen zu warm für den Urlaub.

Enden möchte ich mit einem Zitat von Paul Theroux:

Jede Reise trägt ein Element von Gefahr in sich: Immer kann etwas Schreckliches

geschehen oder, was viel schlimmer wäre, es kann auch überhaupt nichts

passieren.

 

Modefotografie: Marco Warmuth

Model: Malte