Masterthesis von Rosa Carole Rodeck im Studiengang Design Studies (Wintersemester 2018/19)
Exemplarisch an der Präsentation von Stühlen in Sonderausstellungen verdeutliche ich in meiner Masterthesis „Stühle im Regal“, dass ein Museum für Design aufgrund der Dekontextualisierung nur bedingt tauglich ist. Den Stuhl als Ausstellungsobjekt habe ich gewählt, weil er mit am meisten in Ausstellungen des Industriedesign vertreten ist. Mit der Präsentationsart wird regelrecht gespielt: Stühle kommen den Betrachtenden entgegengeflogen, hängen an der Wand oder Decke, stehen im Regal oder liegen auf dem Boden. Was genau der Nutzen vom Stuhl selber oder das Besondere in designgeschichtlicher Hinsicht ist, wird allerdings in den meisten Fällen wenig bis gar nicht erklärt. Dass dies unbefriedigend ist, wird bei Befragungen von Besucher*innen und dem Lesen von Gästebüchern häufig deutlich. Design ist für diese im Museum nicht vollkommen zugänglich. Das liegt daran, dass Design in Ausstellungen oft dekontextualisiert, und ihnen die Aura eines Unikats oder Originals zugeschrieben wird. Dieses Zuschreiben geschieht durch die erhöhte Präsentationsart auf Podesten, in Vitrinen oder eben in Regalen. Dem Objekt wird eine künstliche Einmaligkeit zugeschrieben, die in der alltäglichen Welt bei seriell produzierten Gebrauchsgegenständen so nicht existiert. Unterstützt wird die Dekontextualisierung zudem durch die Beschränkung der Texte, die nur den Namen des Designers, Herstellers, das Datum und das Material benennen. Dies reicht allerdings nicht, um die Komplexität hinter einem Objekt zu verstehen. Denn Designobjekte erklären sich nicht von selbst. Hinzu kommt, dass das Interagieren mit den Objekten untersagt wird und man somit kein umfassendes Verständnis erlangen kann, weil man sie nicht selber erforschen darf. Um dieses Problem zu beheben, sollten mehrere Zugänge angeboten werden. Wie diese genau aussehen, und ob sie durch die unterschiedlichen Parameter des Museums und des Design (Sammeln, Bewahren, Erforschen, Ausstellen versus Kommunikation, Funktion, Ästhetik) umsetzbar sind, bringe ich in meiner Arbeit „Stühle im Regal – Museale Präsentationsmöglichkeiten von Gebrauchsgegenständen“ in Erfahrung.