Linda Dalitz: "abc"
120x100 cm, acrylic on canvas
Licht sind elektromagnetische Schwingungen. Es breitet sich wellenförmig aus und hat je nach Wellenlänge eine unterschiedliche Wirkung. Wir nehmen Licht wahr, weil es auf die Netzhaut und die verschiedenen lichtempfindlichen Zapfen in unserem Auge trifft. Dort werden elektrische Impulse an unser Gehirn gesendet und verarbeitet, sodass im Gehirn ein Farbeindruck erzeugt wird. Weiß als Lichtfarbe entsteht, wenn das Licht der drei Spektralfarben Rot, Grün und Blau vermischt werden. Weißes Sonnenlicht ist unsere wichtigste Lichtquelle und enthält alle Farben von Rot bis Violett. Erst wenn dieses Licht in seine Einzelschwingungen gespalten wird, erscheint es farbig. Rot - Orange - Gelb - Grün - Cyan - Blau - Violett. Farbloses Licht.
In meinen Fotografien werden Lichtreflektionen festgehalten, die in der mehrfachen Belichtung so aufeinandertreffen, dass sie neue Farbspektren und -mischungen eröffnen.
Wird einwelliges Licht gemischt, so ergeben diese Mischungen andere Farbspektren, als wenn ich die gleichen Farben mit Pigmenten mische.
Blaues und rotes Licht ergeben Magenta.
Grünes und rotes Licht ergeben Gelb.
Grünes und blaues Licht ergeben Cyan.
Blaues, rotes und grünes Licht ergeben Weiß.
Wenn wir also Licht mischen, werden Farben übereinander gelagert, sie werden addiert. Wenn Pigmente gemischt werden, nehmen wir Farben weg, denn Pigmente absorbieren Licht. Rote Farbe absorbiert alle Farben außer Rot. Grün absorbiert alle Farben außer Grün. Gemischt wird noch mehr Licht absorbiert, es werden weniger Zapfen angeregt, wir nehmen Braun wahr.
Blau und Rot ergibt Lila.
Grün und Rot ergibt Braun.
Blau und Grün ergibt Blaugrün.
Blau, Rot und Grün ergeben Braun oder ein dunkles Grau.
Das Mischen von Licht im Verhältnis zum Mischen von Farben. Der Farbauftrag der Lichtreflexion umgewandelt in meine Malerei ist augenscheinlich, den Techniken der Malerei geschuldet, mit einem Hinzufügen verbunden, ist er doch eigentlich mehr gezeichnet vom Prozess des Wegnehmens, Weglassens und Verdrängens. Durch das genaue Studieren der Farbübergänge in der Fotografie, das „Heranzoomen“, der Verpixelung, der Suche nach Details versuche ich mich in das Phänomen Licht hineinzuversetzen, psychisch wie physisch und es zu übertragen, zu vergrößern, mit neuen Medien umzusetzen, die mir weite Imaginations- und Assoziationsräume eröffnen. Die Form des Details steht für die Rezipient*innen gleichwertig gegenüber dem ursprünglichen Detail, welches im Großen zum Ganzen geworden ist. In dem entstandenen Raum – zwischen dem Detail und dem Ganzen, der Malerei und Fotografie – fordere ich ein genaues Hinsehen ein. Jener Schein von Exaktheit, der in meiner Lichtfotografie wirkt, obwohl weder jene Lichtlinien wirkliche Linien sind, noch ist das Licht, was gegenständlich erscheint, eigentlich da. Es brennt, dringt ein. Das Verfolgen der Linien, um einzudringen, wieder auszutreten.