Künstlerbuch von Mélina Giboire

Ich beschäftige mich mit Büchern als Papierraum für Geschichten. Ich interessiere mich für das Gefühl der Selstamheit und wie Sprachen verschiedene Vorstellungen der Welt sind.
Als Ausländerin sehe ich den Lernprozess, die deutsche Sprache als eine poetische und künstlerische Entwicklung und benutze meine Bücher um diese Recherche zu erzählen. In Form von absurden Klang-Gedichten und Fotos von Schatten die manchmal Wörter verstecken, spielt mein Buch mit dem Wortbild von der Stunde der Dämmerung. Als Ausdruck der Zeit um eine neue Sprache zu erfassen, während man selbst Geschichten mit freien Gedanken erträumen kann …

„In den ersten Monaten nach meiner Ankunft in Deutschland, als ich die Sprache noch nicht kannte, habe ich viel Zeit in einem Haus in der Nähe der Oder verbracht. Jeden Abend nach Einbruch der Dunkelheit hörte ich die anderen aufgeregt dieses Wort sagen, das ich nicht verstand: ‚Waschbären!‘ Ich war neugierig, wollte es aber nicht gezielt im Wörterbuch nachschlagen. In den Wochen darauf tanzten immer wieder Schatten auf dem Dach, die ich in einer hellen Nacht endlich erkennen und benennen konnte: Waschbären! Ich mag das Bild der Zähmung einer Fremdsprache als noch dunkle Schatten, für deren Erhellung wir uns Zeit lassen, deren Tanz wir aus der Ferne vielleicht schon erraten, bis wir sie in einer hellen Nacht glücklich erkennen.“