Strategien zur Förderung der Beziehungen zwischen Mensch und Ding
Masterthesis von Julian Gottschalk
Wie motiviert man Nutzer, Dinge zu pflegen und im Ernstfall zu reparieren? Wie bringt man Nutzer dazu, die Objekt bewusster wahrzunehmen und besser kennenzulernen? Wie lässt sich diese Distanz überbrücken?
Die Lösung kam mir, als ich gedankenversunken mit einem Kugelschreiber in meiner Hand spielte. Ich merkte, wie sehr es mir Spaß bereitete, ihn auseinanderzunehmen und wieder zusammenzusetzen. Diese Prozedur habe ich in meinem Leben nebenbei sicherlich über 100 mal durchgeführt. Es macht Spaß, zu erleben, wie die Elemente des Kugelschreibers zusammenzufügen sind und den simplen Mechanismus zu begreifen. Warum fördern also nicht mehr Dinge diese Nähe zur Funktionsweise?
Todd McLellan schrieb hierzu: „Was passiert, wenn wir nicht wissen, wie ein Gerät funktioniert? Wir sind abgeschnitten, zurückgeworfen in eine moderne Wüste, in der wir Probleme eher mit unserer Kreditkarte als mit den Händen oder dem Verstand lösen.“
Meine Idee ist also, den Nutzer das Gerät selbser zusammensetzen zu lassen bevor er es das erste Mal nutzen kann. Die Auseinandersetzung wird zur Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit des Objektes. Der Nutzer erfährt im Gegenzug die Freude am Zusammenbau, wird zum ersten „Flow-Erleben“ motiviert und erkennt die Beherrschbarkeit des Objektes. Er gewinnt Vertrauen in seine Fähigkeiten, weil er erfährt, wo potenzielle Fehlerstellen sein können und wie sie sich vom System entfernen lassen oder auszutauschen sind. Er erhält eine umfassendere Wahrnehmung vom Objekt und vergisst das Potenzial der Zerlegbarkeit nicht. Gleichzeitig wird er verantwortlich für das Objekt. Es gibt keine Ausreden mehr. Fehler lassen sich leicht und kostengünstig beseitigen, da die teuren Arbeitsstunden eines Fachmanns entfallen.
Julian Gottschalk