Eine Kompaktwoche in und über Bitterfeld, Chemiepark Bitterfeld-Wolfen, Areal E
»Alle Zeiten sind gleichzeitig da... die Vergangenheit noch... die Zukunft schon...«
Am 27. und 28. Mai dieses Jahres sollte der Kulturpalast Bitterfeld kurz und zum vorerst letzten Mal seine Türen für die Öffentlichkeit öffnen. Aufgrund der Corona-Einschränkungen wurde aus diesem Vorhaben ein virtueller Tag im Palast.
Eigentlich wollten wir diese Gelegenheit nutzen, Kontakt aufzunehmen – zum Haus, zu seinen ehemaligen Nutzer*innen und zum Chemiepark –, um eine Frage zu stellen:
Bitte – Können Sie mal helfen? Können Sie uns das mal erklären?
So begaben wir uns zunächst also nicht gemeinsam sondern einsam auf Feldforschung nach Bitterfeld. Unsere Methode war das Mapping. Was sollten wir also notieren, vertonen, filmen, visualisieren? Es ging uns weniger um die exakte Vermessung des Areals. Vielmehr wollten wir das erkunden, was noch da ist, und dem nachspüren, was dort war. Wir wollten tiefbohren: Welche materiellen Spuren sind in Orten und Artefakten gegenwärtig? Welche Schichten lassen sich freilegen? Wie hängen Geographie und Biographie zusammen? Was ist sichtbar, hörbar, riechbar? Und was nicht? Das ins Grundwasser einsickernde Trichlorethylen ist unsichtbar, doch als Altlast ein allgegenwärtiges Problem. Zum Beispiel im Keller des Kulturpalastes. Über allem schweben die Rohrleitungen und Rohrbrücken, während die Erinnerung jener, die hier gelebt und gearbeitet haben, verblasst.
Wie also weitermachen? Wir wollten uns rüsten für kommende Gelegenheiten. – Wie können wir unsere Verunsicherung vermitteln, wie unsere Unkenntnis zum Inhalt künftiger Ausstellung machen? Diese Fragen sollten uns durch die Kompaktwoche führen. Auf der Basis des Mappings, markierten wir einzelne Aspekte und im Laufe der Woche entstanden Ideen für Exponate, mit denen und über die wir ins Gespräch kommen wollen. Über Gerüche, die im Areal E im Chemiepark Bitterfeld in der Luft liegen und lagen. Wie werden diese beschrieben? Welche Assoziationen treten zu Tage? Über Steine und steinähnliche Materialien, die gesammelt und sorgfältig archiviert wurden. Über die Lesbarkeit von Absperrungen und Hinweise auf unsichtbare unterirdische Strukturen, über den touristischen Blick auf das Areal und nicht zuletzt über Bitterfelder Bier.