Wie kein anderes Stück Stoff, sind Schürzen gelebte und erinnerte Textilgeschichte.

Wie kein anderes Textil rufen Kittelschürzen heute kollektive Erinnerungen an vergangene Materialmoden wach – sei es an Nylon, Perlon oder Dederon. Wie kein anderes Stück Stoff, sind Schürzen gelebte und erinnerte Textilgeschichte. Sie erzählen von Gender und Klasse, von Arbeit und Material, von Nachhaltigkeit, Schonen und Wertschöpfung und eröffnen dabei Zugänge in eine Zeit, in der Kleidungsstücke noch multifunktionale Werkzeuge waren. Als oberste Schicht der Alltagkleidung verbindet die Schürze Arbeits- und Alltagshandlungen, Arbeit und Schutz sowie Prinzipien des Schützens und Schonens. Die Schürze ist ein textiles Grenzphänomen zwischen dem Selbst und der Umwelt. Als geformte Materie bilden Körper und Kleidung eine Einheit, die sich in die Umwelt einfügt um diese zugleich durch Arbeit zu formen.  „Verschafft“ war beispielsweise ein Begriff, der sich gleichermaßen auf das Textil wie den menschlichen Körper bezog. Schonen diente der Werterhaltung des eigenen Körpers genauso wie der von Ressourcen, Materialien und Naturalien. Die Geschichte der Schürze ist Teil unserer lokalen, regionalen Geschichte der Nachhaltigkeit.
 

Elke Gaugele ist Professorin für Moden und Styles/Gestaltung im Kontext an der Akademie der bildenden Künste Wien