Die Jubiläumsausstellung der Studienrichtung Zeitbasierte Künste von Prof. Michaela Schweiger zeigt vom 18. Mai bis 11. Juni 2023 künstlerische Positionen von Studierenden und Alumni in der Burg Galerie im Volkspark.
Unter dem Titel Spuren von Arbeit mit Proviant & Proportionen begeht die von Prof. Michaela Schweiger geleitete Studienrichtung Zeitbasierte Künste an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle im Jahr 2023 ihr 12-jähriges Bestehen mit einer zweiteiligen Ausstellung.
Der erste Teil begibt sich auf die Spuren der Lebenswege ehemaliger Studierender der Zeitbasierten Künste. Er thematisiert spielerisch den künstlerischen Alltag, seine Härten und Freuden, bezieht Akteur*innen aus angrenzenden Feldern mit ein, spricht über die vielschichtigen Positionen von Studierenden, Lehrenden und Gästen der letzten zwölf Jahre, blickt auf Netzwerke und lässt sie klingen. Die künstlerischen Werke der Alumni umkreisen Gegenwart und eine mögliche Zukunft von Arbeit. Spuren werden verfolgt, Spuren werden gelegt und Spuren werden hinterlassen.
Die aktuell Studierenden der Zeitbasierten Künste entwickelten in Eigenregie den zweiten Ausstellungsteil Proviant & Proportionen, der die vielfältigen Fragestellungen, Herangehensweisen und Haltungen in einen Dialog verwickelt. Der Titel ist Programm und bezieht sich dabei auch auf die kuratorische Praxis. Es geht dabei um die Frage nach dem Verhältnis von Prozess und Arbeit, von künstlerischer Produktion und Selbstversorgung. Die jungen Künstler*innen zeichnen mit ihren Arbeiten den Weg zu einer eigenständigen künstlerischen Sprache. Im Getümmel der Positionen entwickelte sich eine Ausstellung multimedialer Perspektiven, Erkundungen und Unterschiede.
Der Titel Spuren von Arbeit fokussiert den ideellen Wert von Kunst, da viele Künstler*innen ihre Tätigkeit nicht als Arbeit begreifen, da sie sie gern tun. Dieses Verhältnis der Kunst zur Arbeit führt jedoch oft zu einer problematischen ökonomischen Situation für die Kunstschaffenden. Kaum eine Person wird für ihre künstlerische Arbeit jenseits des Verkaufs von Kunst bezahlt. Trotz perspektivischer Tendenzen reichen staatliche Förderungen nicht aus, bildende Künstler*innen wirklich zu entlohnen. Spuren von Arbeit bedeutet in dieser Ausstellung konkret, den Spuren des Arbeitslebens der Alumni zu folgen.
In poetischen wie politischen Arbeiten erforschen die Ausstellenden, was sie bewegt, in ihrer Umgebung, in Geschichte und Gegenwart. Die Werke der Absolvent*innen sind mit dem Thema Arbeit und Produktivität assoziiert. Die Arbeiten der Studierenden zeigen eine Vielfalt an Positionen:
Todor Musev (Teil 2) besuchte zum ersten Mal in seinem Leben seine Großmutter Malinka in Florida, USA. Sein Kurzfilm Up From The Skies begleitet ihn auf seiner dreiwöchigen Reise. Seine Großmutter ist für ihn ein multidimensionales Wesen, das in der Lage ist, durch parallele Universen zu reisen. Er ließ sich in ihre Welten entführen.
Alva Berlich (Teil 2) dagegen setzt sich in Form von fiktiven Wimmelbildern und einer digitalen Probebühne in ihrer Videoarbeit Ensemble probt: Gemeinde auf dem Bau mit dem Christentum auseinander. Der Umgang mit christlichen Symbolen, Mythen und Riten während einer Taufliturgie wird erprobt und thematisiert.
In dem Kurzfilm Halfway to Utopia von Lisa Börgen (Teil 1) werden die Betrachter*innen durch einen vertikal gestaffelten Ort in eine futuristische Gesellschaft geführt. Die Charaktere an diesem Ort sind Teil eines besonderen Kreislaufes. Ihre Gegenwart ist ein Verarbeiten der Vergangenheit, auf halber Strecke zur Utopie.
David Kind (Teil 2) widmet sich in seiner Dokumentation Gelände der Aufarbeitung eines tatsächlichen Verbrechens. Am 18. April 2018 wurde der junge Homosexuelle Christopher W. in Aue von seinen Freunden zu Tode gefoltert. Mindestens einer davon ist ein bekennender Rechtsextremist und äußerte zuvor mehrfach Gewaltphantasien bezüglich der sexuellen Orientierung des Opfers. Die Dokumentation versucht sich in einer Rekonstruktion des komplexen Falls.
Ferdinand Molck-Ude und Michael Schroller (Teil 2) wiederum unternehmen mit ihrer Arbeit Robinie I den Versuch, in einer begehbaren Rauminstallation den Zerfallsprozess von Holzelementen in Klangstücke zu überführen. Hierfür werden schwarz lackierte Holzelemente frei schwebend in den Raum gehängt und mit einem auf dem Boden liegenden Mehrkanal-Lautsprechersystem verbunden. Die lackierten Artefakte bestehen aus von Ameisen und Nagekäfern zerfressenem Kernholz, die die Struktur des Zerfalls konservieren und das Objekt in einen neuen inhaltlichen Kontext übersetzen.
Zur Ausstellungseröffnung am Mittwoch, 17. Mai 2023, ab 18 Uhr, sprechen Prof. Bettina Erzgräber (Rektorin der BURG) sowie Vertreter*innen der Zeitbasierten Künste. Im Anschluss finden Performances von Gaja Galina Bielewski, Vanessa Kahl und Joelle Tumasov statt, musikalisch umrahmt von Charkie und einem DJ-Set mit Kagerō84.
Beteiligte
Teil 1, Spuren von Arbeit: Seunghoon Baek, Lisa Börgen, Thomas Brück, Lorenz Ebersbach, Daniela Grömke & Caro Sell, Binha Haase, Vanessa Henning, Mark Hornbogen, Han Kim, Kathrin Lemcke, Jana Isabella Luck, Ray Peter Maletzki, Max Méndez, Tim Nowitzki, Lukas Pfalzer, Karl Pompe, Stephan Retzlaff, Florian Schurz, Eva Storms, Tim Thiel, Sylvie Viain, Diego Vivanco, Susann Weißhaar
Teil 2, Proviant & Proportionen: Samira Assir, Alva Berlich, Gaja Galina Bielewski, Leila Bröchin, Ahram Choi, Stefan Dietze, Celina Eggers, Markus Ettenauer, Jo-Hendrik Hamann, Chaebin Han, Niklas Junker, Vanessa Kahl, Lukas Kappmeier, Maxi Kling, Luis Kießling, David Kind, Paul Kobert, Lucas Kurz, Anatol Lehmann, Josepha Merz, Ferdinand Molck-Ude, Todor Joe Musev, Michael Schroller, Soyoung Yang
Aufbauteam Szenografien: Luis Braun, Daniela Grömke, Katharina Alina Gruber, Elena Jung, Samuel Massmann, Michael Naue, Maria Nickol, Valentina Plank, Raphael Rustige, Caroline Sell, Thomas Weber
Ausstellungsdauer: 18.5. – 11.6.2023 täglich 14 – 19 Uhr
Eröffnung: Mi., 17.5.2023 / 18 Uhr
Jeden Sonntag 15 Uhr: kostenfreie Führungen mit Studierenden der kunstpädagogischen Studiengängen
Begleitprogramm
Ein dichtes Programm begleitet die Ausstellung über die gesamte Laufzeit. Die Ausstellungsszenografie und einzelne künstlerische Arbeiten werden in den gleichermaßen poetischen wie politischen Performances, Lesungen und Musikstücken unter dem Einsatz von Körper und Stimme, Bildern und Sounds, Dinglichem und Digitalem von Studierenden, Alumni und Gästen aktiviert.
Samstag, 20. Mai 2023, 17 Uhr
Storytelling in times of heat
Soundperformance von Vanessa Kahl
Donnerstag, 25. Mai 2023,17.30 Uhr
Wie man besser (nicht) arbeitet
Lesung aus „Saisonarbeit“ und „Liegen“ von Heike Geißler
Donnerstag, 1. Juni 2023, 17 Uhr
Self Made Artist Residency
Incognito auf Forschungsreise auf dem Kreuzfahrtschiff, Vortrag und Erfahrungsbericht von Florian Schurz
Samstag, 3. Juni 2023,17 Uhr
Storytelling in times of heat
Soundperformance von Vanessa Kahl
Donnerstag, 8. Juni 2023,18 Uhr
Finissage: The Real Douche
Soundperformance von Mark Hornbogen
Chorgesang von Wirsing unter Leitung von Magdalene Gööck
Überraschungsprogramm
Konzept und Organisation: Prof. Michaela Schweiger, Katrin Esser, Paul Hauptmeier, Martin Recker, Thomas Purgand