Am Dienstag, 22. Oktober 2024, 18 Uhr wird der Berliner Architekt Andree Weißert über die Konzepte des „tiny houses“ und „tiny living“ sprechen.
Tiny - das meint nicht nur klein - das meint: Winzig. Was meinen wir, wenn wir von „tiny houses“ oder „tiny living“ sprechen? Ist das eine Verniedlichung des Wohnens, des Lebens? Ist es eine Fallstudie für das richtige Leben? Im Modell - Maßstab 2:1? Oder ist es die Suche nach dem menschlichen Maßstab, nach Angemessenheit, nach einer Verbindung zum Außen, zur Natur?
Ist „tiny living“ eine Verpuppung, ein Rückzug in die Selbstresonanz? Eine Flucht vor der zu lauten, schnellen, vollen Welt?
Das kann alles sein, doch an erster Stelle ist es eine (selbst-) bewusste Entscheidung, mit den Bedingungen der Gegenwart umzugehen. Es stellt weniger die Frage nach dem Notwendigen, sondern viel mehr nach der Möglichkeit zur individuellen Entfaltung und bemüht einen Freiheitsbegriff, der sich vom Materialismus der vergangenen Jahrzehnte zu emanzipieren versucht. Das Prinzip „tiny“ erzählt nicht vom Ankommen, sondern vom „sich aufmachen“.
Small is beautiful von Ernst Friedrich Schumacher ist zwar schon über 50 Jahre alt, aber für Andree Weißert eines der wichtigsten Bücher zur Gegenwart. Er ist gelernter Zimmerer, hat an der HafenCity Universität Hamburg Architektur studiert, bei Sauerbruch Hutton Architekten entwerfen gelernt und gründete 2009 sein eigenes Studio. Bekannt wurde er einer breiten Öffentlichkeit durch die Publikationen seiner ebenso raffinierten wie tief detaillierten Nachverdichtungen bestehender Wohnungen sowie durch seine Arbeit für den Möbelhersteller TECTA.
Zum Semesterbeginn begleitet Andree Weißert einen Workshop in der Entwurfsklasse von Axel Müller-Schöll im Studiengang Innenarchitektur. Er lebt in Berlin, schreibt Texte zur Gegenwart und schaut voller Zuversicht in die Zukunft.
Der Jour Fixe findet in Seminarraum der Bibliothek, Campus Design, um 18 Uhr, in englischer Sprache statt.