Das Projekt „Air Silk“ stellt mit einer Reihe spekulativer Objekte die Frage, ob Seide als Luftfilter funktioniert. Anlass war eine Auseinandersetzung mit dem Material Seide als Produkt des Seidenspinners Bombyx Mori. Das Material hat seit tausenden Jahren einen besonderen Stellenwert. Es ist maßgeblich für die globalen Handelsbeziehungen, und der Begriff „Seidenstraße“ ist bis heute bekannt. Doch wie wird mit diesem Material umgegangen, wenn es nicht mehr für Textilien verwendet wird?
Mittels einer alkalischen Modifikation kann aus Restseide ein Vlies hergestellt werden. An diese Forschungsarbeit knüpfte ich an und adaptierte das Verfahren, um auch Alttextilien aus Seide zu verwerten. Das entstandene Vlies behält die Eigenschaften, die Seide so wertvoll machen: einen typischen Glanz, eine gute Flüssigkeitsabsorption und antibakterielle Qualitäten.
Im Weiteren beschäftigte ich mich damit, wie das gewonnene Vlies weiterverwendet werden kann, um möglichst viele seiner Eigenschaften beizubehalten.
Neuseide in medizinischen Kontexten ist etablierte Praxis, für das Recyclingvlies erwies sich ein Luftfilter als optimale Anwendung. Hierbei sind besonders die antibakteriellen Eigenschaften von großer Bedeutung, und das gewonnene Vlies zeichnet sich durch eine gute Luftdurchlässigkeit aus. Die Kombination dieser Eigenschaften mit der typischen Optik der Seide führte zur Entwicklung der ersten und äußersten Filterstufe des Luftfilters.
Die zweite Filterstufe besteht aus einem keramischen Filter, der aus einem in Keramik getränkten Naturschwamm gewonnen wird. Nach mehreren Versuchen erwies sich die Luffagurke als optimal. Die internen Hohlkammern und gleichmäßige Wandstärke ermöglichen einen optimalen Durchzug der zu filternden Luft.
Das Seidenvlies wird wie bei Faserformgebungsverfahren auf den Keramikfilter aufgetragen. Durch ein angeschlossenes Saugaggregat wird der Filter in ein Bad aus Seidenpulpe getaucht. Die Seide lagert sich im Filter ab, verschließt die Durchlässe und ermöglicht nach dem Trocknen, dass Luft hindurchströmen kann, wobei Partikel herausgefiltert werden. Die Kombination aus Seide und Keramikfilter bildet somit die ersten beiden Filterstufen eines herkömmlichen Filtersystems.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Luftfiltern, die ihre Filterelemente verstecken, bestimmt bei Air Silk der Filter die Form des Objekts. Die mit Seide beschichtete Keramik bildet einen sichtbaren Filter, der nicht versteckt werden muss.
Diese Filter können in zentralen Filtersystemen mit Saugaggregaten oder als eigenständige, dezentrale Filter eingesetzt werden. Letztere können dort platziert werden, wo sie benötigt werden, und sind mit einem Ventilator ausgestattet, der per USB-Kabel im Netz- oder Akkubetrieb verwendet werden kann.
Da Filter im Laufe der Zeit mit Partikeln gesättigt werden, können sie in einem Wasserbad gereinigt werden. Dabei löst sich die Seide von der Keramikstruktur und kann erneut aufbereitet werden. Der Keramikfilter wird mit kochendem Wasser desinfiziert, anschließend erneut mit Seide beschichtet und wieder in das Filtersystem integriert.
Diese Methode gewährleistet eine möglichst lange Lebensdauer der Filterelemente. Am Ende ihrer Nutzungsdauer können die Filter in ihre Bestandteile zerlegt werden. Die Seide wird ausgewaschen und als reine Proteinstruktur kompostiert, die Keramik separat entsorgt, und die Elektronik, die an einem separaten Fuß angebracht ist, kann einfach getrennt und entsorgt werden.