Die politische Epistemologie verbindet Wissenschaftstheorie mit politischer und sozialer Theorie. Mit Hilfe von intersektional- feministischen sowie post- und dekolonialen Forschungsansätzen, aber auch der frühen kritische Theorie und dem französischen Poststrukturalismus wird Wissen auf seine Wirksamkeit, aber auch die (politischen) Bedingungen seines Zustandekommens untersucht.
Auch in den Designwissenschaft ist in den letzten Jahren ein großes Interesse an epistemologischen Fragestellungen sichtbar geworden. So hat beispielsweise die Erkenntnis, das Designwissen weder objektiv noch neutral ist dazu geführt, dass bestehende Designhistoriographie und -theorie zunehmend problematisiert wurden. Dabei steht meistens im Vordergrund, dass Designwissen vergeschlechtlicht und androzentrisch, aber auch rassifiziert und eurozentrisch ist. Es wird für die Designtheorie, -forschung und -historiographie eine Wissensproduktion gefordert, welche die Einseitigkeit vorhandenen Wissens sichtbar macht und es zugleich erweitert.
In dem Seminar wollen wir uns das Problemfeld genauer ansehen und uns mit den transdisziplinären Grundlagen befassen, auf die im Design häufig referiert wird. Wir werden dafür zunächst einen kurzen Einblick in das philosophische Feld der politischen Epistemologie gewinnen und uns anschließend entscheidende Texte detailliert über mehrere Wochen erarbeiten.
Welche Texte es sein werden, können wir auch in diesem Seminar entsprechend den Interessen der Seminarteilnehmer*innen gemeinsam entscheiden. Zur Auswahl stehen Beiträge zur kritischen Theorie, feministischer und dekolonialer Epistemologie, der standpoint theory, aber auch dem Themenfeld rund um epistemic injustice und epistemic violence.
Das Seminar ist für Studierende geeignet, die sich gern mit komplexen philosophischen und designtheoretischen Texten auseinanderzusetzen. Besondere fachterminologische Kenntnisse oder herausragende Lesekenntnisse werden nicht vorausgesetzt, sondern können erworben werden. Jedoch sollte die Bereitschaft bestehen, sich fachakademische Texte und ein fachterminologisches Grundgerüst zu erarbeiten. Direkt zur ersten Seminarsitzung ist der Text Vier Pfade zur politischen Epistemologie von Frieder Vogelmann vorzubereiten, der rechtzeitig allen Seminarteilnehmer*innen zur Verfügung gestellt wird.
Möglicherweise wird ein Großteil der Texte in englischer Sprache sein, weshalb Englischkenntnisse für dieses Seminar entscheidend sind.
Lern- und Qualifikationsziele BA und MA: Um die Lern- und Qualifikationsziele zu erreichen, werden von den Studierenden vorzugsweise Gruppenpräsentationen in Referatsform (oder vergleichbar) erwartet. Eine zusätzliche schriftliche Hausarbeit kann nach Absprache erarbeitet werden. Sie umfasst in der Regel ein Volumen von bis zu 10 Seiten.
Lern- und Qualifikationsziele MA Design Studies: Um die Lern- und Qualifikationsziele zu erreichen werden von MA Studierenden neben der verpflichtenden Präsentation in Referatsform (oder vergleichbar) eine zusätzliche, schriftliche Hausarbeit erwartet. Sie umfasst in der Regel ein Volumen von bis zu 20 Seiten.