Ein transkulturelles Forschungsprojekt unter Pandemiebedingungen
Im Rahmen des Forschungsprojektes RUTSIS - Reviving Uzbekistan's and Tajikistan's Sustainable Ikat and Silk gestalteten die zwei Projekt-Mitarbeiterinnen Johanna Rogalla und Laura Linsig Anfang August 2021 in Kooperation mit den Projektpartnern einen ersten Workshop zum Themenbereich nachhaltiger Färbemethoden.
Der Workshop fand in den Räumlichkeiten des Projektpartners Margilan Crafts Development Center mit Handwerk*innen aus Usbekistan statt. Die Indigo-Expertinnen Lamorna und Patricia Cheesman führten, online per Video zugeschaltet, durch das Training (Studio Naenna). Unter Anleitung der zwei Kursleiterinnen, stellten die Teilnehmenden aus frisch geernteten Indigopflanzen eine Paste her, die in nachfolgenden Workshops die Grundlage für das Erstellen einer sogenannten Indigoküpe sein wird.
Die eingesetzten Indigopflanzen wurden von einem Forschungsprojekt der Urgench State University in Usbekistan zur Verfügung gestellt. Sie forschen derzeit zum Anbau der an die lokalen und klimatischen Bedingungen angepassten Indigopflanze Indigofera Feruz-1.
Für die Weiterentwicklung von Färberezepten im Bereich Naturfarbstoffe ist seit Oktober 2021, Lisa Runkehl, (Werkstattleiterin der BURG Färberei) Teil des RUTSIS-Teams. Außerdem wird Lisa das Projekt in der Anfertigung von Färbe-Testreihen und der Erarbeitung von Trainingsmaterialien unterstützen.
Rückblick auf das erste Projektjahr:
Aufgrund der COVID-19 Pandemie, mussten im vergangenen Jahr viele Aktivitäten des Forschungsprojektes entsprechend angepasst werden. Eine Forschungsreise, die Teilnahme an Kick-Off Events und Messen konnten nicht wie geplant stattfinden und wurden auf spätere Projektjahre verschoben. Stattdessen fanden Aktivitäten in hybriden Formaten im digitalen Raum statt. In wöchentlichen Zoom-Calls recherchierten und diskutierten Projektpartner*innen und Expert*innen fachliche Themen und trugen Forschungsergebnisse zusammen.
Als Grundlage für die Abbildung der regionalen Wertschöpfungskette, diente eine Umfrage mit über 200 Teilnehmer*innen in Tadschikistan und Usbekistan. Befragt wurden Handwerker*innen, Lehrende, Designer*innen und kleine bis mittelständische Handwerksbetriebe unter Anderem zur Ausbildung und zu den Produktionswegen in der lokalen Ikat-Herstellung. Zudem fanden regelmäßige Gespräche mit internationalen Expert*innen im digitalen Raum statt, um sich über fachliche Erkenntnisse und Erfahrungen auszutauschen.
Von Beginn an spielte die Vielsprachigkeit im transnationalen Projekt eine große Rolle: in Gesprächen sind Akteur*innen mit unterschiedlichen Sprachkenntnissen vertreten und Ergebnisse des Projektes werden dementsprechend verfasst und übersetzt.
Auch in Tadschikistan und Usbekistan waren im vergangenen Jahr Veranstaltungen mit einer größeren Teilnehmer*innenzahl auf Grund der pandemischen Lage nur begrenzt möglich. Erfreulicherweise konnte im Juni 2021 das „Atlas-Adras Festival“ in Dushanbe, Tadschikistan, stattfinden. Das Ziel dieses Events bestand vor allem darin die Bekanntheit von lokalen Textilien und Handwerksprodukten zu erhöhen. Hier trafen sich Akteur*innen und Vertreter*innen aus der Industrie, dem Handwerk, der Bildung, sowie der Politik vor allem aus dem zentralasiatischen Raum kommend. In verschiedenen Roundtables wurden Diskussionen zu Themen wie der möglichen Einführung eines „Geographical Indicators“ für zentralasiatische Ikatstoffe geführt oder die zeitgenössischen Ikat-Modekreationen lokaler Designer*innen im Rahmen einer Modenschau gezeigt. Das Team der BURG nahm online an der Veranstaltung und an Vorträgen teil und stellte, im Rahmen einer kurzen Präsentation, den Studiengang Textildesign vor.
Im kommenden Jahr sind weitere Aktivitäten geplant, die auch Studierende der Fachrichtungen Textil- und Modedesign an der BURG integrieren werden.