Jour Fixe
, 20.6.2023, 18 Uhr


Catherine Nichols spricht über ihre Erfahrungen als Kuratorin der Manifesta 14 Prishtina Catherine Nichols ist Kunst- und Literaturwissenschaftlerin, Kuratorin und Autorin. Derzeit arbeitet sie als Kuratorin im Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart in Berlin und hat kürzlich die Manifesta 14 Prishtina: it matters what worlds world worlds: how to tell stories otherwise kuratiert. 2021 war sie künstlerische Leiterin des Jubiläumsprogramms beuys 2021. 100 jahre joseph beuys, das rund dreißig Kulturveranstaltungen in Nordrhein-Westfalen sowie einen Online-Radiosender, ein Symposium und ein interdisziplinäres Labor zur Erforschung radikaldemokratischer Formen der Kollektivität umfasste. Neben zahlreichen kulturhistorischen Ausstellungen in ganz Deutschland zu Themen von der Reformation bis zu den Leidenschaften, von der Sonne bis zur Sexualität, hat sie zahlreiche monografische und thematische Kunstausstellungen realisiert, darunter Beuys. Die Revolution sind wir (2008), Das Ende des 20. Jahrhunderts. The Best is Yet to Come (2013) und Das Kapital. Schuld – Territorium – Utopie (2016) und Jeder Mensch ist ein Künstler. Kosmopolitische Übungen mit Joseph Beuys (2021). Sie veröffentlicht regelmäßig über zeitgenössische Kunst und hat mehrere Bücher und Kataloge mitherausgegeben, darunter The New Designer—Design as a profession (2023), Shine on Me: Wir und die Sonne (2018) Black Mountain. Ein interdisziplinäres Experiment 1933–1957 (2015). In diesem Vortrag spricht Catherine Nichols über ihre Erfahrungen als Kuratorin der Manifesta 14 Prishtina – The European Nomadic Biennial im Jahr 2022.

Unter dem Titel it matters what worlds world worlds. how to tell stories otherwise setzte sich die Manifesta 14 Prishtina, die sich als radikal lokal und nachhaltig versteht, mit 25 Orten von historischer und zeitgenössischer Bedeutung auseinander. Dies mit dem Ziel, in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung den öffentlichen Raum für die Öffentlichkeit zurückzuerobern. Das künstlerische Programm umfasste über 100 Teilnehmende, von denen 37 Prozent aus Kosovo und weitere 23 Prozent aus der Region Südosteuropa stammten. Im Mittelpunkt stand die Gründung einer neuen Kultureinrichtung, das Centre for Narrative Practice, das auch nach der Biennale fortleben sollte. Die künstlerischen Interventionen waren in einen Parcours eingebettet und standen in Wechselwirkung mit den Geschichten der Orte, an denen sie gezeigt wurden. Forscher:innen aus der Stadt wurden in den Konzeptionsprozess einbezogen, um sicherzustellen, dass die Geschichten der Orte sowohl erforscht als auch vermittelt werden. Der Schwerpunkt lag auf künstlerischen Positionen, die die weit verbreitete postpolitische Haltung, dass es keine Alternative zum Status quo gibt, in Frage stellen. Dies tun sie, indem sie sich bestehende Welten anders vorstellen, indem sie die Fäden der Geschichte und der Erfahrung anders zusammenführen, so dass neue Erzählungen sowie fruchtbarere Beziehungen zum öffentlichen Raum und zum öffentlichen Leben entstehen können. Dabei treten ihre Praktiken der Weltgestaltung und des Geschichtenerzählens in den Vordergrund.

Der Jour Fixe findet in der Villa, Raum 103/104 auf dem Campus Design statt.